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GIS-Analyse als Werkzeug des Besuchermanagements

Bei der GIS-Analyse (GIS steht für Geografisches Informationssystem) werden unterschiedliche Geoinformationsdaten mittels geeigneter Software zusammengestellt und können daraufhin bearbeitet, analysiert und auf übersichtliche Art und Weise visualisiert werden.

Welche Daten dabei verwendet werden, hängt vom Ziel der jeweiligen Analyse ab. Im Bike-Kontext sind meist Daten zu beworbenen Rad- und MTB-Angeboten, Touren auf GPS-Portalen, Schutzgebietskategorien, Hangneigung, Grundeigentümerstrukturen sowie je nach Projekt bestehende Radinfrastruktur wie z. B. Fahrrad-Abstellanlagen interessant.

Die im NAT:KIT-Projekt durchgeführte GIS-Analyse in den Projektgebieten Naturpark Ammergauer Alpen, Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald und Nationalpark Bayerischer Wald bildeten die Grundlagen zur Auswahl von geeigneten Zähler- und Befragungsstandorten. Auch diente sie dazu, die einzelnen Projektgebiete besser kennenzulernen und Herausforderungen in der sozial-ökologischen Konfliktdimension zwischen Mountainbikenden und geltenden Schutzzielen zu identifizieren.

Hierfür wurde zunächst eine Datengrundlage für die GIS-Analyse geschaffen:


  • Erstellung eines GIS-Projektes mit der Open-Source-Software QGIS

  • Einfügen von Schutzgebietsflächen, Höhenlinien, Hangneigung und Besitzstruktur (wo verfügbar)

  • Einfügen aller offiziellen und aktuell beworbenen Rad- und MTB-Angebote im Schutzgebiet

  • Einfügen recherchierter Touren, die durch Nutzende in gängigen GPS-Portalen publiziert wurden

  • Ergänzen durch von GPS-Portalen bereitgestellte Heatmaps zur Darstellung der Nutzungsintensitäten auf dem Wegenetz

  • Ergänzen von Informationen zu weiteren relevanten Infrastrukturen durch die lokalen Schutzgebietsverantwortlichen


Im Anschluss wurden die folgenden Schritte durchgeführt:

  • Verschneiden der bestehenden offiziellen Rad- und MTB-Touren mit in Tourenportalen veröffentlichten Radrouten

  • dadurch Identifizieren von Wegen, welche durch Radfahrende genutzt werden, jedoch bisher nicht offiziell kommuniziert werden

  • daraufhin Abgleichen dieser Wege mit dort geltenden Schutzzielen und Identifizieren von Orten, an welchen aus naturschutzfachlichen Gründen ein Befahren mit dem Rad zur Beeinträchtigung der Schutzgüter führen könnte

  • anschließend Abgleichen dieser Stellen mit Nutzungs-Heatmaps und Identifizieren hochfrequentierter Wege in ökologisch sensiblen Gebieten

  • dadurch Festlegung möglicher Zähler- und Befragungsstandorte im Schutzgebiet

  • Festlegung der finalen Standorte in Abhängigkeit von Zufahrtsmöglichkeiten, Besitzstruktur, Hangneigung, Lichteinfluss bei Einsatz von Solarpanels und ggf. Verfügbarkeit von Stromanschlüssen


Genutzte Geodaten und ihre Verfügbarkeit:

  • OpenStreetMap: Basiskarte im GIS, Satellitenkarte, Gebietskulisse, Höhenlinien, Hangneigung

  • Geoportale der Bundesländer: Besitzstruktur Forst, offizielles Rad- und MTB-Wegenetz, Schutzgebietskategorien (unterschiedliche Qualitäten, je nach Bundesland)

  • Schutzgebietsadministrationen: Schutzgebietsflächen und Kategorisierung in der Gebietskulisse, ggf. Besitzstruktur Forst, GIS-Daten zu offiziellen und bekannten inoffiziell genutzten Wegen durch Radfahrende, bestehende oder geplante Zählerstandorte im Gebiet, Stromanschlüsse

  • lokale und regionale Tourismusorganisationen: bestehende, aktuell beworbene Rad- und MTB-Angebote und Einschätzung zu deren Frequentierung

  • GPS-Tourenportale: nutzergenerierte Rad- und MTB-Touren, Heatmaps zur Nutzungsintensität; verwendete Daten der Plattformen Komoot, Outdooractive, Trailforks, Strava und Bikemap


Es ist darauf zu achten, dass die Informationen in einem gängigen Dateiformat zum Austausch von Geodaten wie Shapefile, WMS, GPX oder als XYZ Tiles vorliegen.

Bei der Interpretation der vorliegenden Daten sollte berücksichtigt werden, dass diese nicht vollständig sind und lediglich eingeschränkt Schlussfolgerungen gezogen werden können. Besonders Daten, die von GPS-Portalen abgerufen werden, weisen einen Nutzenden-Bias auf und repräsentieren nicht alle Biker:innen im Schutzgebiet. So zeigen z. B. Heatmaps nur die Nutzungsintensität der jeweiligen Nutzergruppe der Plattform an. Weitere Informationen zu deren Zusammensetzung werden bisher nicht oder nur eingeschränkt bereitgestellt. Somit ist davon auszugehen, dass die tatsächliche Nutzergruppe im Gebiet deutlich heterogener aufgestellt ist, als es den GPS-Plattformen zu entnehmen ist.

Plattformen können außerdem weitere Einschränkungen haben, die sich auf Heatmaps auswirken. Beispielsweise nutzt Trailforks nur Tracks, die von Nutzenden als „public“ (dt.: öffentlich) markiert wurden. Dadurch werden teilweise ganze Flächen und speziell unautorisierte Trails nicht dargestellt.

Zudem sind nicht alle GPS-Portale in allen Regionen gleich beliebt. Es ist möglich, dass die lokale Community eine andere GPS-Plattform nutzt als externe Gäste. Da hier keine Transparenz besteht, sollten Vergleiche zwischen Plattformen für das gleiche Schutzgebiet vermieden werden. Um häufig genutzte Tourenportale zu identifizieren, kann es hilfreich sein, die Anzahl und Qualität der veröffentlichten Touren sowie das Engagement der Nutzenden in der Plattform zu betrachten.