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Strategische Überlegungen zum Besuchermanagement

Grundlage für die Umsetzung von Besuchermanagement-Maßnahmen in Schutzgebieten sollte eine klar definierte Besuchermanagement-Strategie sein. In ihr sind die Rahmenbedingungen sowie eindeutige und messbare Ziele für das Besuchermanagement festgelegt. Sie stellt sicher, dass die einzelnen Kommunikations- und Interventionsmaßnahmen auf die strategischen Ziele des Schutzgebietes einzahlen.

Rechtliche Rahmenbedingungen sowie Zonierungen ergeben sich dabei aus der jeweiligen Schutzgebietskategorie beziehungsweise der Schutzgebietsverordnung. Finanzielle und personelle Ressourcen konkretisieren die Möglichkeiten zu Umfang und Qualität der An­gebotsgestaltung, Besucherinformation, Besucher­­- lenkung und des Besuchermonitorings. Um die Effekte von Besuchermanagement-Maßnahmen in Schutzgebieten sichtbar zu machen und kontinuierlich verbessern zu können, sollte Besuchermanagement als kontinuierlicher Prozess betrachtet werden. Regelmäßig stattfindende sozio-ökonomische Monitorings sowie kontinuierliches Besuchermonitoring geben Aufschluss über die Wirksamkeit eingesetzter Maßnahmen und definieren Optimierungsbedarfe für Maßnahmen und die Strategie.

Vertiefung Besuchermonitoring

Das zunehmende Interesse an Erholungs- und Freizeitaktivitäten führt dazu, dass immer mehr Menschen in Natur- und Landschaftsräumen unterwegs sind. Die damit steigende zeitliche und räumliche Nutzungsintensität von Schutzgebieten kann starke Belastungen verursachen, welche langfristig natürlichen Lebensräumen schaden können.

Ein effizientes Besuchermanagement für Natur- und Landschaftsschutz ist darauf ausgerichtet, positiv auf das menschliche Verhalten und die Verteilung von naturnahen Bewegungsformen wie Wandern und Radfahren zu wirken. Ziel ist die nachhaltige Sicherung von intakten Lebensräumen und der darin lebenden Artenvielfalt, um dort auch zukünftig Naturerlebnisse in Form wegegebundener Erholungs- und Aktivtourismusaktivitäten zu ermöglichen. Ein grundlegendes Element der Managementstrategie ist das kontinuierliche Monitoring von Besucherfrequenzen und -strukturen in den Gebieten. Darauf aufbauend werden gezielte Lenkungs-, Steuerungs- und Kommunikationsmaßnahmen konzipiert und nutzergruppenorientierte Angebote gestaltet.

Das Besuchermonitoring umfasst die systematische, fortlaufende Erhebung und Auswertung von Daten, die wichtige Informationen über Aktivitäten, Verhalten sowie Motive von Besuchenden (z. B. Radfahrenden) abbilden. Die Datenanalyse bildet eine Grundlage für optimierte Entscheidungsprozesse im weiterführenden Besuchermanagement. Sie schafft eine objektive und faktenbasierte Perspektive, welche den sachlichen Dialog zwischen beteiligten Interessengruppen fördert und potenzielle Nutzungskonflikte präventiv deeskaliert. Die Daten helfen zudem bei der Identifikation und Quantifizierung von Kapazitätsgrenzen der Erholungs- und Schutzgebiete.

Prozessgrafik die das Besuchermanagement in 9 Schritten beschreibt.

Organisation des Besuchermonitorings als Prozess, Quelle: Mountainbike Tourismusforum Deutschland e. V., 2022

Um die Entstehung und Entwicklung von Besucherstrukturen besser zu verstehen, wird bei der Datenerhebung zwischen quantitativen Daten wie Besucherzahlen und Besucherverteilung sowie qualitativen Daten wie Besuchermotiven und Besucherwünschen unterschieden. Für die Sammlung dieser Daten stehen je nach zu untersuchenden Kriterien (z. B. Nutzervolumen, Bewegungsform etc.) verschiedene Monitoring-Methoden zur Verfügung:


  • Klassische automatische Methoden erfassen mit mechanischen und elektromagnetischen Erfassungssystemen (z. B. Druckmatten) anonymisierte Daten über einen längeren Zeitraum. Diese Daten geben primär Aufschluss über Aspekte wie das Nutzervolumen in Naturräumen.

  • Moderne automatische Methoden, differenziert zwischen optischen und elektromagnetischen sowie mobilgerätbezogenen Methoden, erweitern die Datenerfassung der klassischen Methoden.

  • Sonstige Methoden umfassen hauptsächlich manuelle Methoden (z. B. Interviews), die ergänzend zur quantitativen Datenerhebung auch Aussagen über qualitative Aspekte wie Nutzungsmotive geben.


Die Kombination von digitalen und analogen Methoden liefert ein aussagekräftiges Gesamtbild über qualitative und quantitative Nutzerdaten. Besonders kontinuierliche digitale Erhebungsmethoden entlang der einzelnen Phasen der Costumer Journey (Vorbereitungsphase, Erlebnisphase, Nachbereitungsphase) bieten ein tieferes Verständnis für Ursachen, Entwicklungen und Prognosen im Kontext des Besuchermanagements.

Im Fall des Besuchermonitorings handelt es sich um eine zyklische und kontinuierliche Managementmaßnahme. Die Organisation der Maßnahme ist in der folgenden Grafik dargestellt und erfolgt in neun aufeinander aufbauenden Prozessschritten. Messmethoden und -standorte werden auf Grundlage von zuvor festgelegten Zielen und Messgrößen ausgewählt und datenschutzkonform durchgeführt. Ein Funktionstest der Monitoringsysteme garantiert eine problemlose Datensammlung und bildet die Grundlage für eine nutzenorientierte Auswertung dieser. Nachfassend kann die Wirksamkeit von durchgeführten Maßnahmen und festgelegten Zielen anhand der Datenanalyseergebnisse bewertet und infolgedessen ggf. zielgerichtet angepasst werden.

Für eine erfolgreiche Konzeption und Umsetzung des Besuchermonitorings ist je nach Untersuchungsbereich bzw. Zielstellung eine Anzahl von Anforderungen formuliert. Diese beziehen sich sowohl auf die Installation und den Umgang mit den Erfassungssystemen als auch die Datenaufarbeitung sowie -auswertung und auf den personenbezogenen Datenschutz. Ziel ist eine möglichst fehler- bzw. konfliktfreie Durchführung des Monitorings in Erholungs- und Schutzgebieten.

Weitere Informationen über die Anwendung, mögliche Methoden sowie die Organisation und Anforderungen von Besuchermonitoring sind in der Leitlinie Besuchermonitoring des Mountainbike Tourismusforums Deutschland e. V. zu finden.